Infektionen, die in einer Schwangerschaft von Bedeutung sind


Viele Probleme mit Infektionen in der Schwangerschaft können wir bereits vor der Schwangerschaft verhindern. Dadurch lassen sich angstvolle Momente der Schwangeren vermeiden. Bei Frauen im gebärfähigen Alter sollte daher schon vor Eintritt einer Schwangerschaft der Immunstatus überprüft werden. Bei fehlendem Immunschutz lassen sich durch Impfungen eine Vielzahl von Infektionen verhindern, die einer schwangeren Frau und ihrem ungeborenen Kind gefährlich werden können.


Unser Tipp: Sind bei Ihnen folgende Schutzimpfungen dokumentiert ?

 

  • MMR-Impfung (Mumps, Masern, Röteln)
  • Windpockenimpfung (VZV-Impfung)
  • Keuchhusten-Impfung (Pertussis)
  • Grippe-Virus (Impfung aller Schwangeren, bei denen der Geburtstermin vor dem April des kommenden Jahres liegt)
  • ggf. Hepatitis-A- und B-Schutzimpfung
     

Wir möchten Ihnen nun einige Informationen zu den wichtigsten Infektionen geben, die in der Schwangerschaft von Bedeutung sind.

 

Infektionen in der Schwangerschaft

1)       Röteln

2)       Ringelröteln

3)       CMV

4)       Windpocken (Varizellen)

5)       Zoster

6)       Toxoplasmose

7)       Scharlach

8)       Listeriose

9)       Mumps

10)     Masern

11)     Keuchhusten

12)     Zika-Virus

 

 

1) Röteln

Das Röteln-Virus gehört zur Familie der Togaviren.  Die Röteln sind als Virusinfektion in der Schwangerschaft noch immer gefürchtet, weil sie mit einer hohen Fehlbildungsrate des Kindes einhergehen können. Heutzutage wird jedes Mädchen gegen Röteln geimpft. Die Impfung schützt viele Jahre vor einer Infektion. Schwangere mit unzureichendem Immunschutz sollten Infektionsträgern unbedingt fern bleiben. In der Schwangerschaft darf nicht gegen Röteln geimpft werden, deshalb sollte bei fehlendem Immunschutz unbedingt im Wochenbett eine Impfung erfolgen.
Rötelnviren werden durch Tröpfcheninfektion übertragen. Die Inkubationszeit (= Zeit zwischen der Ansteckung bis zum Auftreten der ersten Krankheitserscheinungen) beträgt 2-3 Wochen. Ob und wie schwer ein Kind geschädigt ist, hängt von der Schwangerschaftswoche ab, in der die Infektion erfolgt. Vor der 12. Schwangerschaftswoche ist das Risiko hoch, dass das Kind infiziert und meist schwer geschädigt ist (Hörstörungen, Herzfehler des Kindes, Fehlgeburtsrate 20%). Nach der 18. Schwangerschaftswoche ist die Gefahr recht klein. Bei fehlender Immunität sollte in der 16. Schwangerschaftswoche eine Blutuntersuchung (Titerkontrolle) erfolgen, um sicher zu sein, dass in der Zwischenzeit keine Rötelninfektion erfolgte. Eine weitere Abklärung im Rahmen der Pränataldiagnostik ist in diesem Falle sinnvoll.

 

2) Ringelröteln (Parvovirus-B19-Infektion, Erythema infectiosum)

 Parvoviren gehören zu den widerstandsfähigsten Viren mit einer bemerkenswerten Resistenz gegenüber Lösungsmitteln und Hitze. Die Übertragung von Parvovirus B 19 erfolgt über Tröpfcheninfektion bei engem Kontakt zu Infizierten. Die Inkubationszeit beträgt 4-14 Tage. Etwa die Hälfte der Schwangeren hat bereits die Ringelröteln durchgemacht und ist immun. Eine erneute Infektion ist äußerst unwahrscheinlich. Die Immunitätslage wird durch Antikörpernachweis aus dem Blut überprüft.
Die Infektion verläuft meist ohne Symptome oder mit uncharakteristischen Beschwerden wie bei einem grippalen Infekt. Einige Patientinnen haben eine Hautrötung (Erythem) mit symmetrischem Befall von Stamm und Extremitäten (Fußsohlen und Handflächen sind nicht betroffen).
Bei Infektion des Kindes über den Mutterkuchen kann es zur Hemmung der Blutbildung des Kindes kommen, was für das Kind bei ausbleibender Behandlung schwerwiegende Folgen haben kann. Im Falle einer Infektion sollte durch regelmäßige Ultraschallkontrollen (Doppler) das Kind überwacht werden. Bei Ausbildung einer Blutarmut beim Kind kann in der Gebärmutter über die Nabelschnur eine Bluttransfusion gegeben werden.
Erkrankungen treten meist epidemieartig in Kindergärten oder Schulen auf. Bei fehlendem Immunschutz sollten Sie von der Infektionsquelle fernbleiben.

 

3) Cytomegalie (CMV)

 Das Cytomegalievirus gehört zur Familie der Herpesviren. Cytomegalie ist eine der häufigsten Infektionen in der Schwangerschaft. Die Übertragung erfolgt durch Geschlechtsverkehr oder durch engen Körperkontakt (Speichel, Blut, Urin, Genitalsekret, Muttermilch). Die häufigste Infektionsquelle sind Kleinkinder bis zum 3. Lebensjahr (Schmierinfektion: Kontakt mit CMV-haltigen Urin/Speichel).
Nur etwa 50% der Schwangeren weisen Antikörper gegen CMV auf, d.h. die Hälfte hat diese Infektion bereits durchgemacht. In den meisten Fällen wurde dies nicht bemerkt. Diese Schwangeren sind vor einer Erstinfektion geschützt. Das Virus verbleibt aber im Körper und kann wieder aktiviert werden.

Besonders gefürchtet ist die Primärinfektion der (seronegativen, d.h. nicht geschützten) Mutter bis zur 20. Schwangerschaftswoche, da hier in über 10% mit schwer geschädigten Kindern zu rechnen ist. In der Regel verläuft die Erkrankung für die Schwangere ohne wesentliche Symptome. Beim Kind hingegen kann die Infektion zu verschiedenen Schäden wie körperliche und geistige Behinderung, Hörschäden, Leber- und Milzvergrößerung und Blutgerinnungsstörungen durch Fehlfunktion der Blutplättchen führen.

Durch die Bremsung des Immunsystems in der Schwangerschaft kommt es bei 20% der CMV-Trägerinnen zu einer Reaktivierung des Virus. Wegen des gutartigen Verlaufs sind normalerweise keine Maßnahmen zu ergreifen.

Vorbeugende Maßnahmen: Schwangere, die keine Antikörper gegen CMV besitzen, sollten Risikobereiche für eine CMV-Infektion meiden. Dies sind Kinderstationen, Dialysestationen und Transplantationsbereiche. Bei Umgang mit kleinen Kindern (Erzieherinnen) sind der direkte Kontakt mit Urin zu vermeiden und die Regeln der Hygiene zu beachten (siehe unten).

Durch das Einhalten von Hygienemaßnahmen können Erwachsene ihr Ansteckungsrisiko  erheblich verringern.
Hygieneregeln bei der Pflege von Säuglingen und Kleinkindern (vgl. u.a. Hamprecht et al. 2007, Centers for Disease Control, USA 2015):

  • Kinder unter 3 Jahren können infektiös sein, besonders über Urin und Speichel.
  • Beim Windelwechsel, Füttern, Nase putzen, Baden/Körperpflege u. Umgang mit kontaminiertem Spielzeug ist eine Übertragung der Viren möglich.
  • Auch Spielzeug, Essgeschirr, Zahnbürsten, Handtücher und Waschlappen sollten als infektiös betrachtet werden.
  • Zum Windelwechseln Handschuhe tragen.
  • Hände häufig für 15-20 Sekunden mit Seife waschen oder desinfizieren.
  • Essbesteck, Waschlappen und Handtücher nicht mit dem Kind gemeinsam benutzen.
  • Das Kind nicht auf den Mund küssen.
  • Nicht den Schnuller des Kindes in den eigenen Mund nehmen.
  • Oberflächen von Möbeln und Spielsachen regelmäßig reinigen.

Bei Verdacht oder gesicherter CMV-Primärinfektion bis zur 20. Schwangerschaftswoche wird nach der 21. Schwangerschaftswoche eine Fruchtwasserpunktion durchgeführt zur Bestimmung der Virusmenge im Fruchtwasser. Ausschlaggebend für die Entscheidung über Fortsetzung oder Abbruch der Schwangerschaft ist der auffällige Ultraschallbefund, kombiniert mit positivem CMV-Antikörperbefund.

Therapie des ungeborenen Kindes: Derzeit ist nur eine Off-label-Therapie mit einem Hyperimmunserum (Cytotect®) an die Mutter oder direkt in die Nabelschnur möglich. Dabei konnten symptomatische Infektionen beim Kind von 50% auf 3 % reduziert werden.

Kinderwunsch: Sind Antikörper gegen CMV bereits vor der Schwangerschaft nachweisbar, bedeutet dies einen hohen Schutz gegen eine Infektion über das Blut. Es bleibt ein minimales Restrisiko für das Kind, da eine erneute Infektion bei der Mutter mit einem anderen CMV-Stamm nicht auszuschließen ist. Weitere serologische Kontrollen (d.h. Blutentnahmen) sind nicht notwendig (Ausnahme: Erkrankung der Mutter oder ein im Ultraschall auffälliges Kind).

4) Windpocken (Varizellen)

 Varizellen – und Zosterinfektionen sind verschiedene Erscheinungen des Varizella-Zoster-Virus (VZV). Die primäre Infektion mit VZV verursacht das Krankheitsbild der Windpocken, eine weit verbreitete, bei Kindern überwiegend komplikationslos verlaufende Erkrankung. Nach Reaktivierung derselben Infektion entsteht die Gürtelrose (s.u.)

Das Varizella-Zoster-Virus gehört in die Gruppe der Herpesviren.

Varizella-Zoster-Viren sind hochansteckend („Windpocken“!) und werden vermutlich über Tröpfcheninfektion übertragen. Der Durchseuchungsgrad in der Pubertät beträgt 90%. Die Infektiosität beginnt ca. 1-2 Tage vor Auftreten des Hautausschlages und dauert rund eine Woche bis zum Eintrocknen der zuletzt aufgetretenen Hautveränderungen.

Windpocken in der Schwangerschaft treten eher selten auf, da in Deutschland 95% aller Schwangeren Antikörper gegen das Varizellenvirus besitzen. Eine Varizelleninfektion in der Schwangerschaft ist aus mehreren Gründen gefürchtet:
- akuter Krankheitsverlauf der Mutter (schwerer Verlauf, hohe Sterblichkeit)
- Risiko von 2,2% in der 1. Hälfte der Schwangerschaft für eine schwere Schädigung des
      ungeborenen Kindes
- Risiko einer schwer verlaufenden Windpockeninfektion des Neugeborenen mit tödlichem
     Ausgang in ca. 8% der Fälle.

Diagnose: Die Symptomatik ist nicht immer so typisch, dass man sich auf das klinische Bild verlassen könnte. Es sollte daher eine Blutuntersuchung (serologische Untersuchung) bei der Schwangeren bzw. beim Neugeborenen durchgeführt werden.

Bei akuten Windpocken in der Frühschwangerschaft wird heute in jedem Fall ein Ultraschallkontrolle der Stufe II-III in der 22./23. Schwangerschaftswoche empfohlen. Bei Auffälligkeiten sollte eine Fruchtwasseruntersuchung durchgeführt werden. Ein Schwangerschaftsabbruch ist generell nicht gerechtfertigt.

Therapie: Bei Kontakt einer seronegativen (d.h. ungeschützten) Schwangeren mit Windpocken bietet sich eine sog. Postexpositionsprophylaxe mit VZV-Immunglobulin (VZIG) an, was den Ausbruch der Windpocken nicht immer verhindert, aber den Schweregrad der Erkrankung vermindert. VZIG sollte innerhalb von 72-96 Stunden nach der Infektion bis zur 24. Schwangerschaftswoche verabreicht werden.
Bei Verdacht auf eine Windpockeninfektion am Entbindungstermin sollte ggf. versucht werden, die Entbindung um 3-4 Tage zu verzögern, damit die mütterlichen Antikörper auf das Kind übertragen werden können.

 

Vorbeugende Maßnahmen: Bei Frauen ohne Immunschutz gegen Varizella-Zoster-Virus wird eine Impfung mindestens 3 Monate vor Eintritt einer Schwangerschaft empfohlen.

 

5) Gürtelrose (Zoster)

 Bei der Gürtelrose handelt es sich um eine lokale Reaktivierung einer Windpocken-Infektion im Bereich des betroffenen Nervensegmentes. In der Regel sind hohe Antikörper-Titer im Blut vorhanden. Deshalb besteht kein erhöhtes Risiko für das ungeborene Kind. Somit sind keinerlei Maßnahmen oder Einschränkungen erforderlich, weder in der Schwangerschaft noch nach der Geburt.

6) Toxoplasmose

Erreger der Toxoplasmose ist Toxoplasma gondii. Katzen scheiden nach der Erstinfektion etwa 3 Wochen lang Toxoplasmazysten über den Kot aus. Diese sind sehr widerstandsfähig und können im Erdboden oder im Wasser lange Zeit überleben. So werden sie verbreitet, und der Mensch infiziert sich z.B. über verunreinigte Lebensmittel oder durch eine Finger-Mund-Übertragung. Der direkte Kontakt zu einer Katze ist wahrscheinlich bedeutungslos. Außerdem können Toxoplasmazysten beim Verzehr von rohem oder ungenügend gebratenem Fleisch aufgenommen werden.

Die Toxoplasmose verläuft bei immunkompetenten Personen meist ohne Symptome ab und verleiht unter normalen Bedingungen eine lebenslange Immunität. In Mitteleuropa haben ca. 30-50% aller Frauen im gebärfähigen Alter eine Immunität gegen Toxoplasma gondii.
Da auch in der Schwangerschaft die meisten Infektionen ohne Symptome verlaufen, sind Laboruntersuchungen für das Erkennen der akuten Infektion und den frühzeitigen Beginn der erforderlichen Therapie wichtig.

Wenn eine schwangere Frau erstmals während der Schwangerschaft Kontakt mit Toxoplasma gondii hat, kann der Parasit während der akuten Infektionsphase auf das ungeborene Kind übergehen. Der Übergang des Erregers über den Mutterkuchen auf das Kind kann mehrere Wochen in Anspruch nehmen, so dass auch bei länger zurückliegendem Infektionszeitpunkt der Mutter eine Therapie gerechtfertigt ist, um das Infektionsrisiko für das Kind zu senken. Je später die Infektion in der Schwangerschaft erfolgt, umso häufiger kommt es zu einer Infektion des ungeborenen Kindes. Je früher eine Infektion eintritt, umso schwerer kann die Schädigung sein. Im Durchschnitt kommt es bei 35% der Betroffenen zu einer Infektion des ungeborenen Kindes.
Der Kern der Diagnostik ist wie schon gesagt der Nachweis von Antikörpern, die sich im Blut feststellen lassen. Der Test wird 1-2 Wochen nach der Erstinfektion positiv. Zur Abklärung sollte nach 2 Wochen eine Kontrolle durchgeführt und bei Titer-Anstieg eine Therapie eingeleitet werden (Antibiotikum).

Geschätzt wird, dass mehr als 60% der Erstinfektionen in der Schwangerschaft durch
folgende Maßnahmen vermieden werden können:
- bei Gartenarbeiten Handschuhe benutzen und danach gründliche  Händereinigung
     durchführen
- ausgiebige Reinigung von rohem Obst, Salat und Gemüse vor dem Verzehr
- nur völlig durchgekochtes bzw. durchgebratenes Fleisch verzehren
- Ernährung der im Haushalt lebenden Katze durch Trocken- oder Dosenfutter
- Reinigung der Katzentoilette mit heißem Wasser (mind. 70°) durch eine andere Person als
     die Schwangere

Das Toxoplasmose-Screening gehört in Deutschland nicht zu den obligatorischen Untersuchungen in der Schwangerschaft.

Praktisches Vorgehen: Die erste serologische Untersuchung sollte so früh wie möglich, am besten noch vor der Schwangerschaft, durchgeführt werden. Besteht keine Immunität, sollten weitere Screening-Untersuchungen in der Schwangerschaft erfolgen, da die Schwangere zur Risikogruppe gehört, die empfänglich ist (2 weitere Kontrollen: in der 20. und 30. Schwangerschaftswoche)

 

7) Scharlach

Der Scharlach ist eine Sonderform der sehr viel häufigeren Pharyngitis (Rachenentzündung) durch Streptokokken der Gruppe A. Es sind 5 verschiedene Giftstoffe (Toxine) bekannt, so dass man mehrfach an Scharlach erkranken kann.
Die Inkubationszeit ist kurz (3-5 Tage), die Infektiosität beginnt bereits 24 Stunden vor Ausbruch der Hautveränderungen.
Scharlach bei Schwangeren selbst ist selten. Die Gefahr einer Schädigung des ungeborenen Kindes oder einer schweren Infektion der Mutter während der Schwangerschaft ist niedrig. Die Gefahr für Mutter und Kind beginnt beim Blasensprung oder nach der Geburt. Eine direkte Schädigung des Kindes ist nicht bekannt.

Empfehlung: Bei Scharlach in der Nähe der Schwangeren sollten Abstriche aus Rachen und Scheide entnommen werden und bei Nachweis des Keimes eine Antibiotikatherapie durchgeführt werden. Vor der Geburt sollte unbedingt der Scheidenabstrich wiederholt werden, damit es zu keiner Infektion im Wochenbett über die infizierte Gebärmutter kommt.


8) Listeriose

Listerien sind weit verbreitet und relativ widerstandsfähig. Sie kommen normalerweise im Erdreich vor. Von dort gelangen sie in Nahrungsmittel, in denen sie sich vermehren können. Für den Menschen ist nur Listeria monocytogenes von Bedeutung. Etwa 50-70% der Erwachsenen haben Antikörper gegen Listerien. Die Übertragung erfolgt durch den Verzehr von verunreinigten tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln sowie bei Kontakt mit verschmutztem Erdreich und infizierten Tieren. Gesunde Ausscheider können den Erreger mittels Stuhl übertragen (fäkal-oral). Infizierte Personen scheiden mehrere Monate lang Listerien über den Stuhl aus.
Die Erkrankung verläuft häufig ohne Symptome. Schwangere haben ein 10-fach höheres Risiko, eine Listeriose zu bekommen. Die Mehrzahl der Infektionen verläuft milde (wie ein grippaler Infekt). Schwerere Krankheitszeichen zeigen hauptsächlich immungeschwächte Personen.

Eine Listeriose bei Schwangeren kann zu fieberhafter Fehlgeburt, Totgeburt und vorzeitiger Wehentätigkeit bzw. Frühgeburt führen.
Kinder infizieren sich über den Mutterkuchen (etwa ab dem 3. Schwangerschaftsmonat), im Geburtskanal oder nach der Geburt. Bei einer frühzeitigen Therapie ist die Prognose für das Kind gut.

Empfehlungen:
- Verzicht auf rohes Fleisch sowie nichtpasteurisierte Milch und Milchprodukte
- bei Weich- und Schimmelkäse keine Käserinde essen
- bei Salami die Haut abziehen, da nur der äußere Bereich verunreinigt ist
- gründliches Durchgaren von Fleisch- und Fischgerichten
- sorgfältiges Waschen von frischem Obst und Gemüse
- getrenntes Aufbewahren von rohem Fleisch und Gemüse sowie gekochten Speisen
- Waschen der Hände und gründliches Säubern von Messern und Arbeitsflächen

Hinweis: Gefrierfachtemperatur, kaltes Räuchern und Vakuumverpackung schützen nicht vor der Vermehrung des Erregers.
Bislang ist keine Impfpropylaxe verfügbar.


9) Mumps


Der Erreger der Mumps ist das Mumpsvirus. Die Erkrankung wird kaum noch gesehen, da die meisten Kinder gegen Mumps geimpft sind. Außerdem ist das Virus nicht so ansteckend wie das Windpocken-oder Masernvirus. Mumpsinfektionen in der Schwangerschaft sind somit selten.
Bis heute ist weder ein Mumpssyndrom noch eine erhöhte Schädigungsrate durch eine Mumpsinfektion bekannt. Somit ergeben sich aus einer Mumpsinfektion während der Schwangerschaft keine Konsequenzen.

 

10) Masern

Erreger der Masern ist das Masernvirus. Da etwa 98% der Erwachsenen Antikörper gegen das Virus besitzen, sind Maserninfektionen in der Schwangerschaft sehr selten. Es handelt sich um eine hochansteckende Übertragung durch Tröpfcheninfektion (bis 5 Meter!) im Zeitraum von 5 Tagen vor bis 4 Tage nach dem Ausbruch der Hautveränderungen.
Ob Fehlgeburten, Totgeburten oder Frühgeburten mit Masern in Zusammenhang stehen können, ist nicht bewiesen. Ein Masernsyndrom ist nicht bekannt. Die Infektion um den Zeitpunkt des Geburtstermines hat allerdings in bis zu 30% der Fälle schwer verlaufende Masern des Neugeborenen zur Folge. Bei fehlender Immunität und akuter Masernerkrankung der Mutter um den Zeitpunkt der Geburt werden Gammaglobuline gegeben und die Geburt hinausgezögert.
Bei Masernkontakt in der Schwangerschaft sollte ihr Immunstatus bestimmt werden, damit Sie im positiven Fall darüber beruhigt sind, dass Sie nicht mehr an Masern erkranken können.

 

11) Keuchhusten

Erreger des Keuchhustens ist das Bakterium Bordetella pertussis. Das Vorkommen in impfenden Ländern ist gering. Da die Immunität zeitlich begrenzt ist, sind erneute Infektionen bei Erwachsenen möglich.
Eine direkte Schädigung des ungeborenen Kindes ist nicht bekannt. Massive Keuchhustenanfälle (Stadium convulsivum) können zur Frühgeburtlichkeit führen.
Bei Risiko kann man einer Schwangeren eine Antibiotikaprophylaxe geben.

Empfehlung: Nach der Grundimmunisierung im ersten Lebensjahr erfolgt die Auffrischimpfung zusammen mit Diphterie, Tetanus und Polio alle 10 Jahre. Erwachsene sind Hauptansteckungsquelle für Säuglinge. Daher sollten enge Haushaltskontaktpersonen (z.B. Großeltern) sich möglichst bis spätestens 4 Wochen vor der Geburt des Babys impfen lassen, sofern in den letzten 10 Jahren keine Impfung erfolgt ist.


12) Zikavirus (ZikV)

Das Zikavirus gehört zur Gruppe der Flaviviren und wird durch die Gelbfiebermücke (Aedes aegypti) und die asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) übertragen. Seit der Entdeckung im Zikawald in Uganda 1947 konnte gezeigt werden, dass das Virus in Afrika und Südostasien verbreitet ist. Epidemien wurden jedoch nicht beschrieben. Anfang des Jahrtausends wurden kleine Ausbrüche auf Pazifikinseln beobachtet. Diese Situation änderte sich gewaltig, als das Virus 2015 Süd-, Mittelamerika und die Karibik erreichte und eine gewaltige Epidemie auslöste. In Deutschland wurden bisher 200 Fälle bei Reiserückkehrern registriert.
Die Erkrankung ist in Deutschland meldepflichtig.
Das Zikavirus wird durch die ganztägig stechende Gelbfiebermücke und die asiatische Tigermücke übertragen. Das Virus ist in sehr hoher Konzentration in Sperma nachweisbar und wurde bis zu 181 Tage nach Infektion nachgewiesen. Eine sexuelle Übertragung ist möglich. Auch durch Transfusionen kann das Zikavirus übertragen werden. Deshalb werden in einigen Regionen Blutspenden auf ZikV untersucht.
Symptome, die etwa 7-12 Tage nach Mückenstich auftreten, sind Hautausschlag, Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen sowie Augenbindehautentzündung. Der Verlauf ist milde und selbstlimitierend. Die durch die Mücken übertragenen Zikaviren sind für Kinder und Erwachsene ungefährlich.
Eine ZikV-Infektion in der Schwangerschaft führt dagegen zu einer Vielzahl von Störungen und zu Schädigungen des ungeborenen Kindes: u.a. Fehlgeburt, Minderwuchs im Mutterleib, kleiner Kopf und Hirnfehlbildungen.  Daher wird das Zikavirus von der WHO (Weltgesundheitsorganisation) als fruchtschädigend eingestuft. Wahrscheinlich liegt die gefährliche Phase für das angeborene ZikV-Syndrom am Ende des ersten Schwangerschaftsdrittels (Trimenon) und im zweiten Trimenon. Die Einzelheiten der mütterlich-kindlichen Übertragung sind noch nicht gesichert.
Zahlreiche Impfstoffe wurden bisher getestet und befinden sich in klinischen Phase II Studien. Bis aber die Impfstoffe erhältlich sind, bleibt Mückenschutz die entscheidenden Maßnahme zur Vermeidung einer Zikavirus-Infektion. Besondere Vorsicht gilt bei einer geplanten oder eingetretenen Schwangerschaft (siehe unten). Das Virus ist in Scheidensekreten und in Sperma sehr lange nachweisbar.

ZikV-Prävention in der Schwangerschaft (Centers For Disease Control And Prevention, 2017):
1. Frauen mit Kinderwunsch bzw. Schwangere sollten sich bei geplanten Reisen in Risikogebiete unbedingt infektionsmedizinisch beraten lassen (tropen- oder reisemedizinische Beratungsstellen oder www.rki.de/reise)
2. ganztägig Mückenschutz
3. bei möglicher Ansteckung der Frau: geplante Schwangerschaft um mind. 8 Wochen nach letzter Exposition oder nach Symptombeginn verschieben (während der Wartezeit Kondome verwenden oder Karenz)
4. bei geplanter Schwangerschaft mit möglicher Ansteckung des Mannes: bei Kinderwunsch ungeschützter Geschlechtsverkehr frühestens 6 Monate nach letzter Exposition oder Symptombeginn (während der Wartezeit Kondome verwenden oder Karenz)

Für die ZikV-Diagnostik stehen empfindliche und verlässliche Teste zur Verfügung. Das Virus lässt sich für ca. 4 Wochen nach Infektion in Urin und Blut nachweisen. Eine serologische Eingrenzung des Infektionszeitpunktes ist aber nicht möglich. In der Schwangerschaft sollte immer ein direkter Virusnachweis aus Blut und Urin angestrebt werden. Bei nachgewiesener Infektion in der Schwangerschaft kann im Rahmen einer Fruchtwasserpunktion Virus-RNA nachgewiesen werden. Aber bei negativem Ergebnis ist eine Infektion nicht ausgeschlossen.

Diagnostik in der Schwangerschaft mit nachgewiesener Zikavirus-Infektion:
1. Sorgfältige Ultraschallüberwachung
2. Möglichkeit der Fruchtwasserpunktion
3. ausführliche Aufklärung der Patientin über das mögliche kindliche Risiko
4. individuelle Entscheidung, ggf. Schwangerschaftsabbruch (aus medizinischer Indikation)
5. Stillen ist erlaubt (WHO)

Derzeit ist unser Wissen um die genauen Zusammenhänge zwischen Zikavirus-Infektion und Schwangerschaftskomplikationen noch lückenhaft. Daher sind weitere intensivierte Forschungen unbedingt notwendig.