Schwangerschaft – gesunde Zähne, gesundes Baby

 
Die Umstellung der Hormone während der Schwangerschaft führt zu spürbaren Veränderungen auch im Mundraum. Schwangere sollten daher besonders gut auf Zähne und Zahnfleisch achten, auch um die Gesundheit des heranwachsenden Babys nicht zu gefährden. Es gibt wissenschaftliche Hinweise, dass eine Entzündung des Zahnfleisches mit Ausbreitung zum zahnumgebenden Knochen (Parodontitis) bei Schwangeren das Risiko einer Frühgeburt erhöhen kann. Zudem kann eine unbehandelte Entzündung zu Zahnverlust führen.
Prof. Dr. Dr. Norbert Krämer, Universitätsklinikum Gießen Marburg und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde empfiehlt, bereits zu Beginn der Schwangerschaft einen Kontrolltermin beim Zahnarzt durchzuführen. „Er kann außerdem Tipps zur richtigen Mundpflege in der Schwangerschaft geben“, erklärt Prof. Dr. Dr. Krämer.  So schont eine Zahnbürste mit weichen Borsten das Zahnfleisch. Bei Übelkeit kann ein kleinerer Bürstenkopf den Würgereiz vermeiden helfen. Zusätzlich zum Putzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta sollte einmal täglich Zahnseide oder eine Zahnzwischenraumbürste zum Einsatz kommen. Abhängig vom individuellen Erkrankungsrisiko können Zahnarzt oder entsprechend fortgebildetes Praxispersonal eine professionelle Zahnreinigung (PZR) durchführen. Ideal ist es sogar, bereits bei Kinderwunsch Zähne und Zahnfleisch kontrollieren zu lassen. So kann der Zahnarzt notwendige Behandlungen schon vor der Schwangerschaft durchführen. Auch zum Ende der Schwangerschaft sollten Zähne und Zahnfleisch noch einmal vom Zahnarzt untersucht werden. Denn nach der Geburt gibt die Mutter die Bakterien aus ihrer Mundhöhle an das Kind weiter. Das gilt natürlich auch für den Vater und andere enge Bezugspersonen. Es ist wichtig, dass das „Ökosystem Mundhöhle“ ausgeglichen ist. So kann das Risiko für das Kind, frühzeitig an Karies zu erkranken, gesenkt werden.
 

„Jedes Kind kostet einen Zahn“ - ein Märchen

 
Es ist inzwischen als Ammenmärchen widerlegt, dass die Mineralstoffe Kalzium und Phosphat für den Aufbau von Zähnen und Knochen des ungeborenen Kindes aus Zähnen und Knochen der Mutter entzogen werden. Alle Nährstoffe kommen aus der Nahrung.
 

Amalgam

 
Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen soll die Quecksilberaufnahme durch Zahnfüllungen gesundheitlich unbedenklich sein. Zum vorsorglichen Gesundheitsschutz wird seit Juli 2018 per EU-Quecksilberverordnung Amalgam bei Schwangeren oder Stillenden nicht mehr verwendet. Fragen Sie gegebenenfalls Ihre gesetzliche Krankenversicherung, ob sie mögliche Alternativen in dieser Lebensphase trägt.
 

Betäubung

 
Bei Zahnbehandlungen müssen Schwangere nicht auf eine lokale Betäubung verzichten. Für den Wirkstoff Articain (auch mit Zusatz von Adrenalin) liegen viele Erfahrungen für den Einsatz während der Schwangerschaft vor. Dennoch nimmt der Zahnarzt in der Schwangerschaft immer eine Nutzen-Risiko-Abwägung vor.
 

Übelkeit

 
Anfänglich kann die Schwangerschaft von Übelkeit begleitet sein. Beim Erbrechen greift die Magensäure den Zahnschmelz an und entkalkt ihn. Daher sollte die Schwangere den Mund mit Wasser oder mit einer fluoridhaltigen Mundspüllösung gut ausspülen und die Zähne erst nach einer halben Stunde putzen. Ansonsten können Mineralien aus dem gelösten Zahnschmelz weggeputzt werden.